Swiss Finish im Elektroschrottrecycling
Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen der Aktualisierung der ergänzenden Technischen Vorschriften, dem sogenannten «Swiss Finish», und einer gemeinsamen Weiterbildung zur Endverarbeitung von edelmetallhaltigen Fraktionen in spezialisierten Schmelzwerken.
Swiss Finish
Die Schweizer Rücknahmesysteme wurden 1992 (SENS) resp. 1994 (Swico) lanciert. Beide setzten von Anfang an auf eine hohe und einheitliche Qualität bei der Verarbeitung von zurückgenommenen Elektro- und Elektronikaltgeräten (EAG). Dafür wurden von Beginn weg externe Auditstellen beauftragt, die in Zusammenarbeit mit den Systemen technische Vorschriften als Grundlage für die Verarbeitung und Auditierung von Elektroschrott-Recyclingprozessen entwickelten. Nachdem die Systeme vorerst noch getrennte Vorschriften hatten und getrennte Audits durchführten, fanden nach den ersten Jahren Joint-Audits statt.
Die zusammengeführten «Technischen Vorschriften zur Entsorgung von Elektro- und Elektronikaltgeräten» bildeten ab 2009 die Grundlage der Verarbeitung und Auditierung. Sie wurden später in den europäischen WEEELABEX-Standard überführt, der gleichsam die Grundlage für den heutigen CENELEC-Standard (EN 50625) bildete. Die Schweiz hat den europäischen Standard EN 50625 übernommen und 2016 zusätzlich ergänzende Technische Vorschriften – im Sinne eines Swiss Finish – erlassen. Diese wurden 2023 umfassend revidiert. Der Revisionsprozess unter der Leitung der Technischen Kommission Swico/SENS wurde als Entwurf den Recyclingbetrieben zur Stellungnahme unterbreitet und anschliessend finalisiert. Die Arbeiten wurden Ende Oktober 2023 abgeschlossen und traten auf den 1. Januar 2024 in Kraft.
Weiterbildung der Auditor:innen
Im Abstand von ca. zwei Jahren führt die Technische Kommission Swico/SENS eine obligatorische Weiterbildung durch. Die letztjährige widmete sich dem Thema «Endverarbeitung von edelmetallhaltigen Fraktionen in spezialisierten Schmelzwerken». Für dieses spannende Gebiet konnte als Referent der ehemalige Leiter der Abteilung «EU Government Affairs» bei Umicore, Dr. Christian Hagelüken, gewonnen werden. Sein mehrstündiges Seminar widmete sich schwergewichtig den Chancen und Herausforderungen des Multimetallrecyclings aus komplexen Produkten und dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Er führte uns einmal mehr vor Augen, dass vieles, was am Schluss aus den Produkten zurückgewonnen werden kann, massgeblich durch Sammlung und Vorbehandlung bestimmt wird. Während die Endbehandlung im Ausland stattfindet, liegt der Handlungsspielraum in der Sammlung und Vorbehandlung in der Schweiz. Dabei ist nach seiner Ansicht das Recycling von Wertstoffen und kritischen Metallen gegenüber rein massenbasierten Recyclingquoten höher zu gewichten.
In Bereich des Recyclings von Lithium-Ionen-Batterien wurde das Umicore-Verfahren der pyro- und hydrometallurgischen Verarbeitung sowie deren Vorteile gegenüber rein mechanischen Verfahren dargelegt. Um auch einen Blick auf die praktische Seite werfen zu können, wurde am zweiten Tag der Weiterbildung die Batterie-Recyclinganlage der Batrec AG in Wimmis besucht, wo auch die neu in Betrieb genommene Lithium-Batterie-Recyclinganlage besichtigt werden konnte. In dieser wird nebst Kobalt und weiteren Metallen auch Lithium zurückgewonnen.
Abschluss der Audittätigkeiten der Empa
Im Zusammenhang mit der Fokussierung der Empa auf Forschung und dem Abbau von routinemässigen Dienstleistungen wurde 2022 gemeinsam mit Swico ein Prozess zur Suche einer Nachfolgelösung für die Audittätigkeit gestartet, der Ende 2023 abgeschlossen werden konnte. Neu wird die Firma dss+ (Zürich und Genf) für Swico die Auditstelle betreiben und die Audittätigkeiten ausführen. Diese Lösung wird von allen Seiten als gut betrachtet, da sich das Auditteam aus ehemaligen Empa-Mitarbeitenden zusammensetzt, die früher selbst Teil des Empa-Auditteams waren.
Das Auditteam umfasst ab 2024 folgende neun Auditor:innen: Anahide Bondolfi, Andreas Bill, Stefanie Conrad, Flora Conte, Arthur Haarman, Niklaus Renner, Daniel Savi, Thekla Scherer und Esther Thiébaud.