Neue Softwarelösungen im Bereich Stofffluss-Transparenz
Um die Stoffströme und Verwertungsleistungen im Swico-SENS-Recyclingsystem zu dokumentieren und auszuwerten, kommen verschiedene Softwarelösungen zum Einsatz. Per 2025 wurden gleich zwei dieser Tools aktualisiert. Primäres Ziel war es, die Benutzerfreundlichkeit und die Effizienz, insbesondere aber auch die Transparenz der Stoffflüsse zu verbessern.
Stofffluss-Bilanz
Zu Beginn jedes Jahres erstellen die Recyclingpartner auf Basis ihrer internen Dokumentation eine Stofffluss-Bilanz für Swico und SENS. In dieser Bilanz werden alle entgegengenommenen und verarbeiteten Elektroaltgeräte erfasst, für deren fachgerechte Entsorgung und Verwertung die Recyclingpartner durch den vorgezogenen Recyclingbeitrag eine Vergütung erhalten. Neben den Mengenangaben zu den verarbeiteten Geräten und daraus resultierenden Fraktionen beinhaltet die Stofffluss-Bilanz auch Informationen zu den jeweiligen Abgebern und Abnehmern. Stoffflüsse zwischen den Recyclingpartnern sowie die Verarbeitungswege von Fraktionen, die ausserhalb des Swico-SENS-Systems weiterverarbeitet oder endverwertet werden, können so aufgezeigt und nachvollzogen werden. Bei dieser Datenaufbereitung handelt es sich um einen aufwendigen, aber zentralen Prozess. Die so erfassten Daten dienen einerseits als Grundlage für die jährlich im Fachbericht publizierten Zahlen zu Verarbeitungsmengen, Schadstoffentfrachtung und Wertstoffverwertung im Swico-SENS-Recyclingsystem. Andererseits ist die Kontrolle der Verarbeitungswege und insbesondere der Abnehmer von Fraktionen mit erhöhten Informationsanforderungen ein zentraler Bestandteil der jährlichen Swico-SENS-Audits.
Schwierigkeiten bei der Erfassung
Bis zum Erfassungsjahr 2023 wurde die Stofffluss-Bilanz in der Software Toocy erfasst. Diese entsprach jedoch schon seit einigen Jahren nicht mehr dem Stand der Technik, was eine umständliche Eingabe und vermehrt auch technische Probleme bei der Erfassung zur Folge hatte. Auch die benötigten Kontrollschritte und Auswertungen konnten nicht direkt in der Software ausgeführt werden, was jedes Jahr zu erheblichen Aufwänden für die Technische Kommission führte. Die in Toocy verwendete Kategorisierung der Geräte und Fraktionen war in verschiedenen Bereichen zudem nicht mit der von Bund und Kantonen verwendeten abfallrechtlichen Kategorisierung kompatibel, wodurch eine gewisse Intransparenz und weitere Ineffizienzen entstanden.
Entwicklung der neuen Stofffluss-Software
Aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten musste eine neue Lösung für die Dokumentation und Kontrolle der Stoffflüsse gefunden werden. Um diese Herausforderung anzugehen, wurde ein Projektteam bestehend aus den technischen Verantwortlichen der Systeme sowie Mitgliedern der Technischen Kommission Swico/SENS (TK) ins Leben gerufen. In einem Vorprojekt wurden im Verlauf des Jahres 2022 die Anforderungen an eine neue Software unter punktuellem Einbezug der Recyclingpartner erarbeitet (Abbildung 1). Dabei wurde schnell klar, dass bestehende Softwarelösungen die Bedürfnisse nicht vollständig abdecken konnten. Anfang 2023 wurde daher ein Ausschreibungsverfahren für eine Individualentwicklung gestartet und mit der ILU Ingenieure AG eine passende Partnerin für die Umsetzung gefunden. Als Entwickler der Software ARVIS, die für die Stoffbuchhaltung von Schweizer Baustoffrecycling-Anlagen zum Einsatz kommt, konnten die Experten der ILU Ingenieure AG die Bedürfnisse schnell verstehen und die Chancen einer Neuentwicklung aufbauend auf dem bestehenden Gerüst der Software ARVIS aufzeigen. Als erster Schritt wurde noch im Jahr 2023 eine Demo-Version erstellt, womit das Konzept bestätigt und der Entscheid für die Umsetzung gefällt war. Ab dem 1. Januar 2025 sollte die neue Software operativ sein und der Vorgänger Toocy definitiv eingestellt werden. Um diesem ambitionierten Zeitplan gerecht zu werden, folgte ein Jahr intensiver Arbeiten, von der Konkretisierung der Anforderungen in gemeinsamen Workshops über eine intensive Entwicklungs- und Testphase bis hin zur Abnahme und zu ersten Einführungen der Benutzer:innen.
Erfassung und Kontrolle in der neuen Software WEEE flow
Die Recyclingpartner erhielten im Dezember 2024 Zugang zur neuen Software WEEE flow, um erste Angaben zu prüfen und die Software kennenzulernen. Im Januar 2025 wurde dann die Erfassung der Stoffflüsse in WEEE flow lanciert. Damit sich die zuständigen Personen mit der Software vertraut machen konnten, wurden physische Schulungen auf Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten. Bei den Kontrollstellen von Swico und SENS wurden zudem zusätzliche Kapazitäten für die Begleitung und Unterstützung während der Eingabe bereitgestellt. Die Recyclingpartner hatten danach bis zum 28. Februar Zeit, ihre Stoffflussdaten einzugeben. Die Erfassung verlief weitgehend einwandfrei. In den bisher erhaltenen Rückmeldungen der Recyclingpartner wurde insbesondere die stark verbesserte Benutzerfreundlichkeit positiv hervorgehoben.
Nach der Eingabe werden die eingereichten Stoffflüsse von den Stoffflussverantwortlichen der TK kontrolliert und plausibilisiert. In WEEE flow werden dafür Kennzahlen berechnet und automatische Abgleiche generiert, die diese Kontrollschritte deutlich vereinfachen. Sind Korrekturen notwendig, können Kommentare zu den entsprechenden Einträgen erstellt und der Stofffluss für eine erneute Bearbeitung zurückgewiesen werden. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels ist diese Kontrolle noch im Gange. Auch hier kann aufgrund der ersten Erfahrungen von einer deutlichen Steigerung der Effizienz und von einer Vereinfachung der Abläufe ausgegangen werden.
Ausblick
Neben den Eingabe- und Kontrollbereichen ist in WEEE flow auch ein Modul für die Auswertung der Stoffflussdaten vorgesehen. Dadurch stehen unter anderem neue Möglichkeiten in der Aufbereitung und Analyse von Daten hinsichtlich der Quantifizierung der Recyclingleistungen im Swico-SENS-System zur Verfügung. Zudem können durch diese Funktionen Audit-relevante Informationen schneller extrahiert und somit die Kontrollen effizienter vorbereitet und durchgeführt werden. Diese Auswertungsfunktionen befinden sich noch in der Entwicklung, da aufgrund des ambitionierten Zeitplans die Erfassungs- und Kontrollmodule prioritär behandelt wurden. Nach Abschluss der ersten Erfassung im April kann das Auswertungsmodul finalisiert werden. Die Funktionen stehen somit für die Audits 2025 zur Verfügung, die in der Regel zwischen Mai und Oktober stattfinden.
Im weiteren Verlauf des Jahres sollen zudem die gesammelten Rückmeldungen und Erfahrungen zur Erfassung, Kontrolle und Auswertung analysiert werden. Verbesserungen und Optimierungen können danach in Absprache mit dem Steering Committee von Swico und SENS für die nächste Erfassung im Januar 2026 umgesetzt werden.
Aktualisierung von RepTool für die Auswertung von Batchversuchen
Die Auditor:innen von Swico und SENS verwenden seit circa 15 Jahren die europäische Software RepTool, um Batchversuche zu dokumentieren und auszuwerten. Anfang 2025 wurde durch das europäische WEEE-Forum-Team eine neue Version dieser Software veröffentlicht. Die Auditor:innen werden diese Version im Laufe des Jahres testen, um erste Erfahrungen zu sammeln. Zu gegebener Zeit soll vollständig auf die neue Version umgestellt werden. An der Durchführung der Batchversuche ändert sich dadurch nichts. Neben den Auditor:innen erhalten auch die Recyclingpartner mit der neuen Software die Möglichkeit, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Batchdaten eingegeben sowie Recycling- und Verwertungsquoten berechnet werden. Ausserdem hat die Software das Potenzial, die Sammlung von Informationen zu Verarbeitungsmethoden bei Zweitabnehmern und dadurch die Rückverfolgbarkeit zu erleichtern: Zweitabnehmer können detaillierte Informationen direkt in der Software übermitteln. Diese sind nur für die Kontrollstelle, nicht aber für die Recyclingpartner einsehbar, wodurch die Kontrollanforderungen erfüllt werden und gleichzeitig die Vertraulichkeit sensibler Informationen gewahrt wird.